Kaum ein Handwerk hat so viele Beschäftigte und wird so wenig wertgeschätzt wie die Reinigungsbranche. Ein Start-up will Putzkräfte aus der Anonymität holen – und fair bezahlen. Was die Gründerinnen selbst überrascht: Das funktioniert.
Kristina Göldner war 14, als sie anfing, mit ihrer Mutter Büros zu putzen. „Um mir Geld dazuzuverdienen“, wie sie sagt. Heute ist sie 38. Sie hat später lange in einer Bar gearbeitet, aber auch immer wieder in der Reinigung. Sie macht den Job nicht ungern, nur eines hat sie in all den Jahre nie erfahren: Wertschätzung. „Meistens wurde die Arbeit gar nicht kommentiert, nur wenn etwas nicht funktioniert hat.“ Stattdessen wurde ihr stets vermittelt, wie ersetzbar sie und jeder ihrer Kollegen waren. Wer mal fehlte, weil er selbst oder sein Kind krank war, wurde umgehend ersetzt. Als sie sich bei ihrem jetzigen Arbeitgeber zum ersten Mal krankmelden musste, „bekam ich einen Nervenzusammenbruch“, sagt Göldner. „Ich bin alleinerziehende Mama, ich dachte, ich verliere meinen Job.“ Umso erstaunter war sie, als sie merkte, dass ihre Sorge unbegründet war. Das sei doch kein Problem, beruhigte ihre Chefin sie, das gehöre eben dazu. „Das war ein ganz befreiendes Gefühl, dass ich mich mit einem Vorgesetzten hinsetzen und nach einer Lösung suchen konnte“, sagt Göldner. „Das passiert in der Branche sonst nicht.“